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Literaturgenre: Wann ist ein Krimi ein Krimi?
Der Kriminalroman gilt als das trivialste Genre überhaupt. In
Wahrheit ist die Aufklärungsarbeit des Detektivs in der Moderne fester
Bestandteil auch der ambitionierten Literatur.
Der Kriminalroman, seit es ihn gibt – klassischerweise datiert man seinen Ursprung auf Edgar Allan Poes Doppelmord in der Rue Morgue
(1841) –, ist immer wieder geschmäht und gepriesen worden.
Geschmäht wegen der Mechanik der Erzählweise, der voraussehbaren
Aufklärung einer unübersichtlichen Ausgangslage, gepriesen wegen der
Möglichkeit, an dem soliden Faden der Voraussehbarkeit selbst
hochkomplexe Milieu- und Charakterschilderungen aufzufädeln. Der
Kriminalroman einerseits setzt immer auf den Sieg der detektivischen
Vernunft über das Durcheinander der Wirklichkeit, andererseits darf
diese Vernunft sich an beliebigen Wirklichkeiten abarbeiten und an ihnen
– aber nur im Grenzfall – auch scheitern. Der Kriminalroman, das macht
seine Vitalität und unerschöpfliche Aktualität aus, kann sein eigenes,
recht begrenztes Genre jederzeit transzendieren – bis hin zum
Gesellschaftspanorama und zur abgründigen Charakterstudie.
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