Mit »Schoßgebete« hat Charlotte Roche einen erstaunlich konservativen Sex-Roman geschrieben.
Eigentlich lautet die gesellschaftliche Diagnose der Gegenwart: Keiner
hält es mehr lange mit einem anderen aus, kaum wird es anstrengend,
kehrt man sich den Rücken. Liest man den neuen Roman von Charlotte
Roche, dann begreift man, dass das allenfalls die halbe Wahrheit ist. Schoßgebete
ist ein furios übersteuerter Hilfeschrei nach Verwurzelung,
Geborgenheit, Verlässlichkeit und Treue. Eine Apotheose der heiligen
Familie, die sich allerdings nur noch aus den Trümmern ihres einstigen
Denkmals zusammensetzen lässt. Denn der Roman ist zugleich eine
hellsichtige Analyse aller Fliehkräfte, die am modernen Individuum
zerren. Das Leben, so wie es Charlotte Roche uns erzählt, ist
Traumatisierung und Ablenkung, Amüsement und Sehnsucht, Hysterie und
Neugier, Schuldgefühl und Übersprungshandlung.
Mehr:
http://www.zeit.de/2011/33/L-Roche-Schossgebete
Thursday, 8 September 2011
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