Die Amerikanerin Joyce Carol Oates ist vermutlich eine der
berühmtesten und gewiss eine der produktivsten Autorinnen unserer
Zeit. Sie schreibt einen dickleibigen Roman nach dem anderen über
das bitterkomische Elend des Menschseins – scharfkantig und
leidenschaftlich und manchmal so voller Gewalt, dass man als Leser mit
zitternder Angstlust durch die Seiten jagt.
Angesiedelt sind ihre Geschichten im Milieu der Armut oder auch der
kaputten akademischen Mittelschicht. In beiden Lebenskreisen kennt Oates
sich aus. Aus dem einen kommt, im anderen lebt sie als Professorin in
Princeton. Sie ist eine Pathologin, die nicht Leichen, sondern Lebende
aufschneidet und deren Alltagswelt zerlegt, trügerische Idyllen oder den
Mythos vom American dream als faulen Zauber enttarnt.
Nun ist der fragilen Person mit dem wuchtigen Werk eigenes Unglück widerfahren. Im Februar 2008 starb Raymond Smith. Der Mann, mit dem Oates 47 Jahre und 25 Tage verheiratet war.
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