Sunday, 5 February 2012

Joyce Carol Oates, Der Abgrund des Alleinseins

Die Amerikanerin Joyce Carol Oates ist vermutlich eine der berühmtesten und gewiss eine der produktivsten Autorinnen unserer Zeit. Sie schreibt einen dickleibigen Roman nach dem anderen über das bitterkomische Elend des Menschseins – scharfkantig und leidenschaftlich und manchmal so voller Gewalt, dass man als Leser mit zitternder Angstlust durch die Seiten jagt.
Angesiedelt sind ihre Geschichten im Milieu der Armut oder auch der kaputten akademischen Mittelschicht. In beiden Lebenskreisen kennt Oates sich aus. Aus dem einen kommt, im anderen lebt sie als Professorin in Princeton. Sie ist eine Pathologin, die nicht Leichen, sondern Lebende aufschneidet und deren Alltagswelt zerlegt, trügerische Idyllen oder den Mythos vom American dream als faulen Zauber enttarnt.
Nun ist der fragilen Person mit dem wuchtigen Werk eigenes Unglück widerfahren. Im Februar 2008 starb Raymond Smith. Der Mann, mit dem Oates 47 Jahre und 25 Tage verheiratet war.

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