Unter deutschen Literaturkritikern macht sich der Ich-Hass
breit: Wer über sich und sein Leben schreibt, gilt plötzlich als
egozentrischer Wirrkopf. Dabei wollen die Feuilletonisten nur ihre
eigene Mittelmäßigkeit über die Welt stülpen und radikale Positionen am
liebsten gleichschalten.
Feuilletonisten sind Menschen, die einem Gemeinplätze wie große
Wahrheiten um die Ohren hauen und sich vor lauter Erschrecken über die
eigene Mittelmäßigkeit in eine bequeme Form von Weltekel retten. Gern
treffen sie sich im Oktober in Frankfurt, weil es dort auf der Buchmesse
umsonst Essen und Trinken gibt und sie sich gegenseitig ihrer Bedeutung
versichern können. Es ist ein Paradox: Eigentlich verachten sie sich
gegenseitig, aber wenn es sein muss, schließen sie sich zusammen und
wenden ihre Verachtung nach außen, gegen andere.
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,791694,00.html
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