Während in Großbritannien die Vorbereitungen für die
Feier des zweihundertjährigen Geburtstages von Charles Dickens im
Februar bereits auf Hochtouren laufen, die Groß-Biographin Claire
Tomalin gerade ihre Version des Lebens des Schriftstellers vorgelegt hat
und im Fernsehen die gekonnten Verfilmungen von „Oliver Twist“,
„Nicholas Nickelby“, „Bleak House“ oder „Little Dorrit“ erneut laufen,
kann man sich auch hierzulande allmählich einstimmen auf das Jubiläum.
Der Anglist Hans-Dieter Gelfert hat soeben eine
Biographie des selbsterklärten „Unnachahmlichen“ vorgelegt (Verlag C.H.
Beck, 29, 95 Euro) und der Aufbau Verlag hat den keineswegs nur
beschönigenden Blick der Dickens-Sprösslinge Mary und Charlie auf
„Unseren Vater Charles Dickens“ erstmals ins Deutsche übersetzen lassen
(Aufbau Verlag, 14,95 Euro).
Der Höhepunkt aber ist die Neuübersetzung von „Grosse Erwartungen“ durch Melanie Walz, dargeboten in edler Klassiker-Ausstattung (Hanser Verlag, 827 Seiten, 34,90 Euro). Die Geschichte vom unverhofften sozialen Aufstieg des Waisenjungen Philip Pirrip, besser bekannt als „Pip“, und seiner Läuterung ist Dickens’ spätes Meisterwerk, geschrieben als der Autor selbst die materiellen und weltlichen Anerkennungen seiner Welt in einem Übermaß genossen und dabei die Solidarität seiner Familie fast ganz verspielt hatte. Das glückliche Ende des in seiner Anschaulichkeit, Charakterzeichnung und Dramatik ungemein fesselnd zu lesenden Romans in der Bescheidenheit gibt diesem Werk einen besonderen Status im gigantischen Oeuvre von Dickens. Und da diesem das Weihnachtsfest das liebste von allen war, ist der Advent die denkbar beste Zeit, es wiederzulesen oder neu zu entdecken.
http://www.faz.net/lw3dgfhizcywwraovepgcgpfiznacqnbiz5eqxdtpz/literatur/literatur-dickens-in-neuuebersetzung-uebertroffene-erwartungen-11545358.html
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