Saturday, 3 December 2011

Wer hat Angst vor dem großen Gleichmacher?

„Globalisierung ist sicher das am meisten gebrauchte – missbrauchte – und am seltensten definierte, wahrscheinlich missverständlichste, nebulöseste und politisch wirkungsvollste (Schlag- und Streit-)Wort der letzten, aber auch der kommenden Jahre“, schrieb Ulrich Beck 1998 in seinem im Suhrkamp Verlag veröffentlichten Buch „Was ist Globalisierung?“. Auch wenn ein Teil dieser Behauptung nicht minder für Becks eigenen Versuch, zur Klärung der Diskussionen beizutragen, gilt, hat der Soziologe bis heute Recht behalten. Beck fasste zwar erstmals mehrere Dimensionen des Phänomens – die ökonomische, ökologische, politische, gesellschaftliche und kulturelle – gleichzeitig ins Visier, führte uns damit dessen Komplexität und Mehrdimensionalität sowie die Überkommenheit der tradierten politischen Herangehensweisen vor Augen, doch einen Vorschlag für die politische Gestaltung der Globalisierung bot er nicht wirklich. Verschiedene wissenschaftliche Disziplinen sind seitdem um eine Konzeptualisierung des Gegenstandfeldes bemüht, aber nach wie vor weit von einem transdisziplinär gültigen Begriff entfernt. Dass die Nationalstaatsfixierung die Beschreibung „transnationaler“ Phänomene behindert, hat man längst erkannt, und auch von einer unkritischen, fortschrittsoptimistischen und kompromisslosen Bejahung der Globalisierung kann spätestens seit der Weltfinanzkrise wohl nicht mehr die Rede sein.
Die Globalisierungsprozesse in ihrer Komplexität zu reflektieren, vermag durchaus auch die Literatur. Diesem Beziehungsverhältnis sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Dezember 2008 bei einer Tagung an der Universität Luxemburg aus unterschiedlichen Perspektiven nachgegangen. Im Mittelpunkt ihres Interesses standen die Einsichten, die die Literatur in die „Verschiebungen der Grundlagen unseres kulturellen Wissens“ eröffnet: Anhand vorwiegend deutschsprachiger Texte der Gegenwartsliteratur wurde nicht nur untersucht, wie Globalisierung als Thema und Gestaltungsprinzip auftritt, sondern auch erörtert, wie sich das Verständnis von Literatur und Autorschaft unter den globalisierten Rahmenbedingungen verändert, was wiederum die Frage nach neuen theoretischen Konzepten von Literaturgeschichte und Literaturwissenschaft nach sich zieht. Nachzulesen sind die Beiträge nun im von Wilhelm Amann, Georg Mein und Rolf Parr herausgegebenen Sammelband „Globalisierung und Gegenwartsliteratur. Konstellationen – Konzepte – Perspektiven“. 

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