„Globalisierung ist sicher das am meisten gebrauchte –
missbrauchte – und am seltensten definierte, wahrscheinlich
missverständlichste, nebulöseste und politisch wirkungsvollste (Schlag-
und Streit-)Wort der letzten, aber auch der kommenden Jahre“, schrieb
Ulrich Beck 1998 in seinem im Suhrkamp Verlag veröffentlichten Buch „Was
ist Globalisierung?“. Auch wenn ein Teil dieser Behauptung nicht minder
für Becks eigenen Versuch, zur Klärung der Diskussionen beizutragen,
gilt, hat der Soziologe bis heute Recht behalten. Beck fasste zwar
erstmals mehrere Dimensionen des Phänomens – die ökonomische,
ökologische, politische, gesellschaftliche und kulturelle – gleichzeitig
ins Visier, führte uns damit dessen Komplexität und Mehrdimensionalität
sowie die Überkommenheit der tradierten politischen Herangehensweisen
vor Augen, doch einen Vorschlag für die politische Gestaltung der
Globalisierung bot er nicht wirklich. Verschiedene wissenschaftliche
Disziplinen sind seitdem um eine Konzeptualisierung des Gegenstandfeldes
bemüht, aber nach wie vor weit von einem transdisziplinär gültigen
Begriff entfernt. Dass die Nationalstaatsfixierung die Beschreibung
„transnationaler“ Phänomene behindert, hat man längst erkannt, und auch
von einer unkritischen, fortschrittsoptimistischen und kompromisslosen
Bejahung der Globalisierung kann spätestens seit der Weltfinanzkrise
wohl nicht mehr die Rede sein.
Die Globalisierungsprozesse in ihrer Komplexität zu
reflektieren, vermag durchaus auch die Literatur. Diesem
Beziehungsverhältnis sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im
Dezember 2008 bei einer Tagung an der Universität Luxemburg aus
unterschiedlichen Perspektiven nachgegangen. Im Mittelpunkt ihres
Interesses standen die Einsichten, die die Literatur in die
„Verschiebungen der Grundlagen unseres kulturellen Wissens“ eröffnet:
Anhand vorwiegend deutschsprachiger Texte der Gegenwartsliteratur wurde
nicht nur untersucht, wie Globalisierung als Thema und
Gestaltungsprinzip auftritt, sondern auch erörtert, wie sich das
Verständnis von Literatur und Autorschaft unter den globalisierten
Rahmenbedingungen verändert, was wiederum die Frage nach neuen
theoretischen Konzepten von Literaturgeschichte und
Literaturwissenschaft nach sich zieht. Nachzulesen sind die Beiträge nun
im von Wilhelm Amann, Georg Mein und Rolf Parr herausgegebenen
Sammelband „Globalisierung und Gegenwartsliteratur. Konstellationen –
Konzepte – Perspektiven“.
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