Monday 27 February 2012

Wenn Philosophen Romane lesen

Heute bedienen sich Theoretiker wie Axel Honneth frei in der Literatur, um ihre Diagnosen zu belegen. Dürfen sie das? Oder wird die Kunst zur Magd der Wissenschaft?
Literaturwissenschaftler bekommen oft den Vorwurf zu hören, mangels eigener Ideen gingen sie bei ihren Nachbarwissenschaften hausieren, um sich dort ein paar schicke Theoriebausteine auszuborgen. Anschließend würden sie aus Romanen genau die »Erkenntnisse« herauslesen, die sie vorher mithilfe dieser Theorien in sie hineingelesen hätten. Literaturwissenschaftler lesen zum Beispiel eine soziologische Erklärung, Warum Liebe weh tut, und schon handeln die von ihnen gelesenen Romane nur noch davon, dass Liebe wehtut.

Sozialreformen: Oliver Twist junior

Charles Dickens wird 200: Der britische Romancier beschrieb ein gespaltenes Land. Hat sich das gebessert?
Der Fußmarsch war kalt und beschwerlich, aber schließlich gelangte Oliver Twist nach London. »Die Häuser dort waren massig«, schreibt Charles Dickens, »und sie wurden nur von den aller ärmsten Leuten bewohnt. Selbst Ruinen schienen von obdachlosem Gesindel als Schlupfwinkel auserlesen. Die Rinnsteine waren verstopft voll Kot; selbst die Ratten, die tot in dem Unrat verwesten, machten den Eindruck, als ob sie Hungers gestorben seien.«
Der Waisenjunge Oliver Twist war in seinem ganzen Leben noch nie satt gewesen. In dem Armenhaus in der Kleinstadt, aus der er weggerannt war, setzte es eine Tracht Prügel, wenn man nach etwas mehr Haferschleim fragte. Aber in London war die Armut noch viel schlimmer und der Verfall der Menschlichkeit noch viel krasser.

Sagenhaftes Island Video

http://www.sagenhaftes-island.is/en/podcast-of-the-month/nr/332

Did Charles Dickens really save poor children and clean up the slums?

From the orphan begging for more in Oliver Twist to the heartless Ebenezer Scrooge in A Christmas Carol, Charles Dickens highlighted poverty and squalor. But did he really help change things?
It's an adjective that still echoes down the ages. Need to emphasise the filth and squalor of a rundown housing estate or prison? It's Dickensian. 

Monday 13 February 2012

Lit 5 - Zeit für ein Buch

Neue Kursreihe bei Creativ Zeit:  Lit 5 - Zeit für ein Buch 
Kursbeginn im März
Mehr Info auf der Website  Creativ Zeit Literatur


Der Tod des Cyberflaneurs

Das Spazierengehen, das Flanieren im Netz stirbt einen langsamen Tod. Schuld sind Facebook und Google. Effizienzversessenheit und die Tyrannei des Sozialen machen dem Cyberflaneur den Garaus.
Als ich neulich in einem Stapel älterer Artikel über die Zukunft des Internets stöberte, stieß ich auf einen obskuren kleinen Aufsatz aus dem Jahr 1998 - erschienen war er ausgerechnet auf einer Website namens "Keramik heute". Er pries die Ankunft des "Cyberflaneurs" und malte in leuchtenden Farben die digitale Zukunft, die diesen geheimnisvollen neuen Online-Typus erwarte, eine spielerische Zukunft voller Faszination und zufälligen Entdeckungen. Diese Zukunftsvision schien nahezu unvermeidlich in dieser Zeit, in der "das Internet und der Superhighway für den Cyberflaneur zu dem geworden sind, was die Stadt und die Straße für den Flaneur waren". 


http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,814236,00.html

Sunday 12 February 2012

James Joyce children's book sparks feud

A children's story by James Joyce has been published for the first time by a small press in Dublin.
However the Zurich James Joyce Foundation has called its publication an "outrage", saying it had not granted permission for the book's release.
The Cats of Copenhagen was written in a letter to Joyce's grandson in 1936 as a "younger twin sister" to the already published story, The Cat and the Devil.
The story tells of a Copenhagen in which things are not what they seem.
Publisher Ithys Press says Joyce's works are now in the public domain.
The letter, in which the tale was found, was donated to the Zurich James Joyce Foundation by Hans Jahnke, the stepbrother to Joyce's grandson Stephen James Joyce.

Sunday 5 February 2012

Großbritannien feiert Dickens Sonderkorrespondent der Nachwelt

Gemessenen Schrittes wandert eine Figur, die wir nie erblicken, durch die nächtlichen Straßen Londons. Wir sehen, was sie sieht, und während die Bilder über die Leinwand huschen, hören wir den Widerhall männlicher Schuhsohlen auf dem Bürgersteig, ein klackendes Geräusch, das die gesprochenen Beobachtungen atmosphärisch untermalt.
Die Bilder sind von heute, aber die Worte stammen von Charles Dickens, der die Leiden der Schlaflosigkeit durch lange Stadtwanderungen zu bezwingen suchte und sich dabei mit den unzähligen „Unbehausten“ der viktorianischen Metropole identifizierte. Sein Hauptziel sei gewesen, durch die Nacht zu kommen, und dieses Ziel habe ihn in Bezug zu Menschen gebracht, die jede Nacht des Jahres kein anderes Ziel hätten, berichtet der sozial engagierte Dickens am Anfang der Schilderung seiner nächtlichen Streifzüge.

Willkommen in der Topliga, Junge

Baseball ist eine amerikanische Religion. Von Nichtamerikanern als Sportart missverstanden, soll sie das Geheimnis der Nation in sich bergen. Es dort zu ergründen, haben Filme, Romane und Theaterstücke immer wieder versucht, während zahllose Sachbücher, sportlich getarnt, dabei in die wildesten philosophischen Strudel geraten sind. Jetzt einen Roman zu schreiben, der um einen Feldspieler, einen Shortstop, in einem provinziellen College und eine ihm angemessenen Mannschaft kreist, wäre dennoch keine gute Idee.

"Charles Dickens ist Menschlichkeit hoch zwei"

Er hasste London, liebte Frankreich – noch 200 Jahre nach seiner Geburt gibt es viele Gründe, sich mit Charles Dickens zu beschäftigen, sagt die Biografin Claire Tomalin.

Joyce Carol Oates, Der Abgrund des Alleinseins

Die Amerikanerin Joyce Carol Oates ist vermutlich eine der berühmtesten und gewiss eine der produktivsten Autorinnen unserer Zeit. Sie schreibt einen dickleibigen Roman nach dem anderen über das bitterkomische Elend des Menschseins – scharfkantig und leidenschaftlich und manchmal so voller Gewalt, dass man als Leser mit zitternder Angstlust durch die Seiten jagt.
Angesiedelt sind ihre Geschichten im Milieu der Armut oder auch der kaputten akademischen Mittelschicht. In beiden Lebenskreisen kennt Oates sich aus. Aus dem einen kommt, im anderen lebt sie als Professorin in Princeton. Sie ist eine Pathologin, die nicht Leichen, sondern Lebende aufschneidet und deren Alltagswelt zerlegt, trügerische Idyllen oder den Mythos vom American dream als faulen Zauber enttarnt.
Nun ist der fragilen Person mit dem wuchtigen Werk eigenes Unglück widerfahren. Im Februar 2008 starb Raymond Smith. Der Mann, mit dem Oates 47 Jahre und 25 Tage verheiratet war.

Nebenan - The Vibrator Play

Im Cuvilliéstheater feiert am 26. Februar „Nebenan - The Vibrator Play“ von Sarah Ruhl in einer Inszenierung von Barbara Webers Premiere. 
Das Stück spielt im Jahre 1880. So neu die Elektrizität damals war, so verbreitet war die Diagnose „Hysterie“. Beides kommt bei Dr. Givings zusammen. Dieser Facharzt für hysterische Leiden behandelt seine Patientinnen mit einem neuen Gerät. Im Raum nebenan finden die Damen, unter Zuhilfenahme eines Vibrators, ihre Entspannung wieder. Doch die Behandlungsweise erweckt die Neugier von Dr. Givings Ehefrau. Schon bald darauf versetzt der Apparat, mit einem Knopfdruck, die konservative Gesellschaft in Schwung. 
Nebenan - The Vibrator Play
Ort:
Cuvilliés-Theater , 80539 München
 
Datum:
Sonntag, 26.02.2012, 19:00 Uhr
 
Ort:
Cuvilliés-Theater , 80539 München
 
Datum:
Dienstag, 28.02.2012, 20:00 Uhr

Soundcheck Brooklyn

Die Amerikanerin Jennifer Egan ist eine tollkühne Erzählerin, mixt Rock mit Short Storys, Sex und PowerPoint und ist zu Recht ein Star.
Die Soundkulisse: das Strudeln in der Damentoilette, ein quengeliges Tremolo der Slide-Gitarre, Sirenengekreische, Hubschraubergeschnatter in den Schluchten von Manhattan, ein endloses Toktok vom Tenniscourt eines Country Clubs. Das milchsatte Seufzen der Kinder im Schlaf. Und natürlich dieser Nichtsound, die Stille. Zur Stille gibt es in diesem Buch ein eigenes Kapitel, gedruckt als PowerPoint-Präsentation einer 12-jährigen Schülerin, zum Thema der Bedeutung von Pausen in der Rockmusik, die Erzählstimme ist abgeschaltet, und über Seiten entfalten sich stumme Grafiken, etwa über das Verhältnis von Pausenlänge zu Gänsehautfaktor, im Vergleich von Led Zeppelins God Times, Bad Times zu den Doobie Brothers mit Long Train Runnin’ oder Foxy Lady von Jimmy Hendrix, nicht zu vergessen An Horse mit Rearrange Beds , dieses Kapitel ist selber ein Innehalten, tiefes Luftholen, bevor das letzte Kapitel, das Finale ansetzt.

http://www.zeit.de/2012/06/L-B-Egan

Thursday 2 February 2012

Zum Tod Wisława Szymborskas In Menschheitsgeschichte geprüft

Sie hätte sich vielleicht das Glück gewünscht, ein ereignisloses Leben zu führen. Nämlich Gedichte zu schreiben, einen kleinen Ruhm zu genießen, Krakau möglichst selten zu verlassen. Doch Wisława Szymborska erhielt 1998 den Literatur-Nobelpreis, das änderte alles. Das hob sie aus ihren polnischen Dichterkollegen heraus, erhob sie auch über jene Ehrungen, die sie bereits erfahren hatte, etwa den Goethe- und den Herder-Preis.